Kreatinin und seine Bedeutung für die Nieren
Die Nieren übernehmen im menschlichen Körper eine zentrale Rolle: Sie filtern Abfallstoffe aus dem Blut, regulieren den Wasser- und Elektrolythaushalt und sind an der Produktion wichtiger Hormone beteiligt. Um ihre Funktion zu beurteilen, greifen Ärztinnen und Ärzte auf bestimmte Laborwerte zurück – einer der wichtigsten darunter ist Kreatinin.
Was ist Kreatinin?
Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels. Es entsteht aus Kreatin, einer Substanz, die in den Muskeln zur kurzfristigen Energieversorgung genutzt wird. Der Körper produziert täglich eine bestimmte Menge Kreatinin – abhängig von der Muskelmasse, dem Alter, dem Geschlecht und weiteren individuellen Faktoren. Über das Blut gelangt Kreatinin zur Niere, wo es nahezu vollständig über den Urin ausgeschieden wird.
Warum ist Kreatinin so wichtig für die Nierendiagnostik?
Da Kreatinin kontinuierlich produziert und unter normalen Umständen ausschließlich über die Nieren ausgeschieden wird, ist die Konzentration von Kreatinin im Blut ein zuverlässiger Indikator für die Nierenfunktion. Steigt der Kreatininwert im Blut an, kann dies darauf hinweisen, dass die Nieren ihre Ausscheidungsfunktion nicht mehr vollständig erfüllen – also möglicherweise geschädigt oder überlastet sind.
Allerdings: Kreatininwerte allein geben nur eine grobe Einschätzung der Nierenleistung. Erst in Kombination mit anderen Parametern – insbesondere der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) – wird eine genauere Aussage möglich.
Normalwerte für Kreatinin
Die Normalwerte für Kreatinin im Blut sind abhängig von Alter, Geschlecht und Muskelmasse. Typische Referenzbereiche sind:
- Frauen: ca. 0,6 – 1,1 mg/dl (53 – 97 µmol/l)
- Männer: ca. 0,7 – 1,3 mg/dl (62 – 115 µmol/l)
Wichtig: Auch wenn ein Kreatininwert noch im Normbereich liegt, kann bereits eine eingeschränkte Nierenfunktion bestehen – besonders bei älteren oder muskelarmen Personen. Deshalb wird zusätzlich häufig die eGFR berechnet.
Was bedeutet ein erhöhter Kreatininwert?
Ein erhöhter Kreatininwert im Blut bedeutet, dass die Nieren das Kreatinin nicht mehr in der gewohnten Menge ausscheiden – und somit möglicherweise funktionell eingeschränkt sind. Mögliche Ursachen für eine Kreatininerhöhung:
- Akute oder chronische Nierenerkrankungen
- Stark eingeschränkte Nierendurchblutung (z. B. bei Herzinsuffizienz oder Flüssigkeitsmangel)
- Blockaden im Harnabfluss (z. B. durch Nierensteine oder Prostatavergrößerung)
- Bestimmte Medikamente (z. B. nichtsteroidale Antirheumatika, Kontrastmittel)
- Übermäßiger Muskelabbau, z. B. durch schwere Verletzungen oder Erkrankungen
In seltenen Fällen kann ein erhöhter Kreatininwert auch auf eine vorübergehende Belastung der Nieren zurückzuführen sein, etwa nach einer Operation oder bei Dehydration. Daher ist stets eine differenzierte ärztliche Abklärung notwendig.
Kreatinin-Clearance und eGFR – erweiterte Diagnostik
Zur genaueren Einschätzung der Nierenfunktion reicht der Kreatininwert allein oft nicht aus. Deshalb wird in der Praxis häufig die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) berechnet. Sie zeigt, wie viel Blut die Nieren pro Minute filtern können, bezogen auf die Körperoberfläche.
Zusätzlich kann die sogenannte Kreatinin-Clearance bestimmt werden. Dafür ist eine 24-Stunden-Sammelurinuntersuchung erforderlich. Die Kreatinin-Clearance liefert eine direkte Messung der Nierenleistung und ist besonders bei unklaren Befunden hilfreich.
Was beeinflusst den Kreatininwert?
Mehrere Faktoren können den Kreatininwert im Blut beeinflussen – unabhängig von der Nierenfunktion:
- Muskelmasse: Sportlich aktive oder muskulöse Menschen haben in der Regel höhere Kreatininwerte.
- Alter: Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelmasse ab – Kreatininwerte können auch bei eingeschränkter Nierenfunktion unauffällig erscheinen.
- Ernährung: Sehr eiweißreiche Kost oder Nahrungsergänzungsmittel mit Kreatin können die Werte leicht erhöhen.
- Medikamente und Infusionen: Manche Medikamente oder Kontrastmittel können die Nieren belasten und den Kreatininwert beeinflussen.
Daher sollten isolierte Kreatininwerte nicht überbewertet werden – sie müssen immer im Zusammenhang mit anderen Befunden betrachtet werden.
Wann sollte der Kreatininwert kontrolliert werden?
Die Kreatininbestimmung gehört zu den Standarduntersuchungen bei Routine-Check-ups, insbesondere bei Risikogruppen:
- Menschen mit Diabetes mellitus
- Patienten mit Bluthochdruck
- Personen mit bekannter Herz-Kreislauf-Erkrankung
- Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen
- Vor und nach Verabreichung von Kontrastmitteln
- Im Rahmen einer Medikamentenkontrolle (z. B. bei Schmerzmitteln)
Eine regelmäßige Kontrolle kann helfen, Nierenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.
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